Kidical Mass in Rösrath

Kidical Mass – heute gehört die Straße uns!

Kidical Mass Rösrath an der Kreuzung Hauptstraße/Sommerberg

Wer hätte das vor einem Jahr für möglich gehalten: An diesem 25. September 2022 rollte die Kidical Mass bereits zum dritten Mal über die Rösrather Straßen. Mittlerweile gehören wir also fast dazu und wir haben auch nicht vor, so bald wieder aufzuhören.

Rösrath, die Stadt für selbstfahrende Kinder

8.760 Stunden hat ein Jahr. Und für knapp eine dieser Stunden gehörte die Hauptstraße an diesem Sonntag tatsächlich den Kindern (und ihren Eltern) und nicht wie sonst den Autos.

Das Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen – überall nur strahlende Gesichter.

Warum eigentlich ist das nicht immer (öfter) so?

Ein weiteres Mal hat die Kidical Mass Rösrath eindrucksvoll gezeigt, wie sich sicheres Fahrradfahren im Sülztal anfühlt. Wie es sich anfühlen könnte.

In gleicher Weise konnte diese Kidical Mass zeigen, dass es eine ganze Menge Rösrather:innen gibt, die ihre kurzen Wege des Alltags gerne öfter mit dem Fahrrad zurücklegen würden.

Was die Frage aufwirft, warum sich dieses Gefühl an den anderen 8.759 Stunden nicht einstellt. Klar, es ist nicht immer Sonntag im Leben und auch die Sonne scheint nicht an 365 Tagen im Jahr.

Aber wahrscheinlich hat es doch ein bisschen etwas mit dem Autoverkehr und dem nur mäßigen Gefühl der Sicherheit auf den Rösrather Straßen zu tun. Meistens gehören diese eben doch den Autos und nicht den Kindern.

Und die “Schutzstreifen” entlang der Hauptstraßen sind vielleicht besser als nichts, aber echten Schutz bieten sie eben auch nicht. Wer würde schon ohne Bedenken sein Kind darauf unterwegs sein lassen?!

Um die Situation für Radfahrende WIRKLICH zu verbessern, brauchen sie ganz einfach echten Schutz! Bei der Kidical Mass werden die Kinder durch die Polizei geschützt – im Alltag muss das die Infrastruktur gewährleisten.

Die Politik ist am Zug

Kurz nach der 3. Kidical Mass erreichte uns ein sehr freundlicher offener Brief der Grünen Rösrath:

https://gruene-roesrath.de/startseite/news-detailansicht/article/lasst-nicht-nach/

Wir werden darin gebeten, nicht nachzulassen und der Politik den nötigen Rückenwind für die anstehenden Herausforderungen zu verleihen.

Gerne doch! Kein Ding, im Mai 2023 kommen wir zurück mit der 4. Kidical Mass Rösrath.

Was wir jedoch nicht machen können: Radwege bauen, Kreuzungen sicher gestalten, Autoverkehr reduzieren und entschleunigen, Abstellanlagen errichten usw.

Das ist die Aufgabe der Stadt Rösrath, wenn sie es wirklich ernst meint mit der Verkehrs-Wende.

Nicht nur wir fordern eine gerechtere Aufteilung des öffentlichen (Verkehrs-) Raums.

KMR3 am Sülztalplatz

Das Auto ist nicht mehr länger das Maß aller Dinge

Auch wenn es politisch mehr als nur unpopulär ist: Das Automobil wird wenigstens einen Teil seiner Privilegien im städtischen Raum abgeben müssen. Auch und gerade in Rösrath.

Es wird immer offensichtlicher, dass ein Umdenken nicht nur stattfinden muss, sondern tatsächlich stattfindet.

Es geht darum, den Platz für das Auto zu verringern – zugunsten von Fußgängern, Radfahrern, Bussen und Bahnen.

Handelsblatt vom 25. September 2022

Bei der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) ist erstmals nicht mehr das Auto das Maß aller Dinge. 

„Uns gehört die Straße – gemeinsam sind wir stark“

Die elfjährige Lilli hat bei der letzten Kidical Mass ein beeindruckendes und selbstbewusstes Interview mit Bürgermeisterin Bondina Schulze geführt, das uns für die Zukunft zuversichtlich stimmt. Für die dritte Auflage hat sie für uns eine persönliche Botschaft formuliert:

“Wir sind eine starke Fahrrad-Gemeinschaft, wenn wir alle bei der KIDICAL MASS mitmachen. Dann sehen und hören uns nämlich viele Menschen. Wir Kinder können sicher zur Schule, zu Freunden, zu unseren Hobbys fahren, wenn Rösrath zu einer echten Fahrrad-Stadt wird. Und das, ohne Angst zu haben, einen Unfall zu bauen. Das alles ist natürlich auch für Erwachsene gut. Außerdem schützen wir die Umwelt und machen die Welt ein bisschen sauberer. Damit unser Traum auch Wirklichkeit wird.

Macht alle mit bei der Kidical Mass!

Lilli (11) aus Rösrath

Wir brauchen Städte für selbstfahrende Kinder, nicht für selbstfahrende Autos.

Oft vergessen, aber enorm prägend: Fahrradfahren bringt Selbstständigkeit und formt Gewohnheiten im Kindesalter.

Bei der Kidical Mass nimmt die Forderung nach mehr Sicherheit durch bessere Radwege sicherlich eine herausragende Stellung ein. Doch uns geht es um sehr viel mehr.
Dr. Marco de Brömmelstroet (Professor für Urban Mobility Futures an der Universität Amsterdam) bringt dies perfekt auf den Punkt:

„We should redesign cities for autonomous kids, not autonomous cars.“

Wir möchten unsere Kinder zu selbstständigen Menschen erziehen. Selbständige Mobilität ist dabei ein viel zu selten betrachteter Baustein der Persönlichkeitsentwicklung. Als Dauergast auf dem Rücksitz eines Elterntaxis kommt diese wichtige Erfahrung deutlich zu kurz. Darüber hinaus ist das Kindesalter für die Prägung von Denk- und Sehgewohnheiten von kaum zu überschätzender Bedeutung. Wir möchten diese Sichtweisen daher frühzeitig mit dem Ziel einer selbstständigen und nachhaltigen Mobilität formen.