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Stadtradeln für die Fahrradstadt

Offener Brief der Fahrrad-Initiativen an die Stadt Rösrath

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Schulze,

wir schreiben Ihnen als Schirmherrin des kürzlich abgeschlossenen “Stadtradelns” in Rösrath und dem Rheinisch-Bergischen Kreis.

Tatsächlich ist das Stadtradeln ein schönes Konzept, eine gelungene Mischung aus Spaß und Wettbewerb. In den letzten Jahren haben sich Teilnehmer wie geradelte Kilometer prächtig entwickelt. Die Radfahrenden in Rösrath und dem RBK sind demnach stark motiviert, ihren Teil zu der ebenso gewünschten wie notwendigen Verkehrswende beizutragen.

Leider nur kommt die infrastrukturelle Entwicklung in Rösrath bei diesem Wachstum überhaupt gar nicht mit. Dafür mag es viele – sogar gerechtfertigte – Gründe geben, im Ergebnis ist die Situation jedoch frustrierend und schlicht gefährlich. Erst vor Kurzem wurde eine Radfahrerin an der Kreuzung Hauptstraße/Venauen schwer verletzt.

Seit September 2021 veranstalten wir mit großem Zuspruch die Fahrraddemo “Kidical Mass”. Auch von Teilen der Politik erfahren wir dafür regelmäßig viel Lob. Wenn es jedoch um konkrete Maßnahmen und Verbesserungen geht, dann bleibt es ebenso regelmäßig bei schönen Worten und Allgemeinplätzen.

Im Mai 2022 waren Sie, Frau Bürgermeisterin, bei uns zu Gast und berichteten von einem Projekt der Universität Bochum, an dem die Stadt Rösrath beteiligt sei. Von diesem Projekt haben wir seither aber auch nichts mehr gehört.

Das Stadtradeln hat ja neben dem Spaßfaktor auch einen durchaus ernsten Hintergrund. Über die angeschlossene Plattform “RADAR” können die Teilnehmer Eingaben zu gefährlichen oder reparaturbedürftigen Stellen auf den Radwegen machen. Dieses Tool ist im Rösrather Fall jedoch überhaupt nicht freigeschaltet, da Meldungen ohnehin nicht bearbeitet werden (können).

Damit – verzeihen Sie bitte – reduziert sich das Stadtradeln jedoch zum Wohlfühlprojekt und ist insgesamt nicht mehr als Augenwischerei und “Bikewashing”. Wenn Sie ernsthaft möchten, dass mehr Menschen in Rösrath das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel nutzen, dann bemühen Sie sich auch ernsthaft um eine Verbesserung der Infrastruktur.

Keine Frage, die Mobilstationen, die Bikeboxen an den Bahnhöfen, das Bergische E-Bike oder das Carsharing der Wupsi sind alles schöne und auch durchaus wertvolle Projekte. Was es jedoch wirklich braucht, sind gut zu befahrende, klar markierte, möglichst durchgehende und objektiv wie subjektiv sichere Radwege. Gefährliche Stellen im Rösrather Straßennetz sind ggf. für alle Verkehrsteilnehmer zu entschleunigen.

Uns ist sehr wohl klar, dass infrastrukturelle Maßnahmen in Deutschland nicht von jetzt auf gleich zu bewerkstelligen sind. Das sollte jedoch nicht als immer wieder leicht heranzuziehende Ausrede herhalten. Nach mittlerweile vier Jahren intensivem Engagement für den Rad- und Fußverkehr in Rösrath müssen wir zu dem Schluss kommen, dass es anscheinend an dem festen Willen in Verwaltung und Politik mangelt, echte und konkrete Verbesserungen zu erwirken.

Im Februar 2023 haben wir hier auf dieser Plattform eine Liste mit 10 “Quick Fixes” vorgelegt. Maßnahmen also, die sich mit verhältnismäßigem Aufwand auch in Rösrath umsetzen lassen.

Aktuell hat man allerdings vielmehr das Gefühl, dass sich die Situation für Fußgänger und Radfahrer eher verschlechtert als verbessert. Durch die Bauarbeiten in Untereschbach hat der Autoverkehr auf der Hauptstraße stark zugenommen, oft genug mit zu hohen Geschwindigkeiten für die beengte Situation.

Dass in Menzlingen aufgrund dieser Rahmenbedingungen nun eine Straße gesperrt werden musste, ist Ihnen ja ebenso bekannt. Hinzu kommt, dass Rösrath weiter wächst und sich die Anzahl privater Pkw entsprechend entwickelt. Weitere Verkehrsinfarkte sind demnach nur eine Frage der Zeit.

Eine echte Verkehrswende liegt also nicht einzig im Sinne der Radfahrer, sondern ist im Interesse der gesamten Stadt Rösrath. Entsprechend möchten wir Sie an dieser Stelle nochmals eindringlich darum bitten, tatsächlich ins Handeln zu kommen und kurz-, mittel- und langfristig spürbare Maßnahmen auf der Straße einzuleiten.

  1. Welche konkreten Schritte werden Sie unternehmen, um die Sicherheit der Radfahrer an gefährlichen Kreuzungen (z.B. der Hauptstraße/Venauen) zu verbessern?
  2. Welchen Sachstand gibt es zu Ihrem damaligen Projekt mit der Uni Bochum?
  3. Welche der von uns vorgeschlagenen Quick Fixes möchten Sie (kurzfristig) anpacken?
  4. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um den zunehmenden Autoverkehr in Rösrath zu bewältigen und gleichzeitig sichere Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen?

Wir sind gespannt auf Ihre Antworten und freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit für eine sichere und nachhaltige Verkehrsinfrastruktur in Rösrath.

Rösrath Velo City
Rösrath for Future
Kidical Mass Rösrath
ADFC Rösrath

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